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Ohne Stolpern zum akademischen Abschluss

Egal ob Bachelor-, Master oder PhD-Abschluss – der Anspruch ist für viele Studierende derselbe: Am Ende soll es ein „Meisterwerk“ sein, das Tür und Tor für einen exzellenten und lukrativen Job öffnet, oder einen auf der Karriereleiter (noch) weiter hinauf befördert.
Veröffentlicht am 28.02.2021

Um dieses Ziel zu erreichen, muss eine solche wissenschaftliche Arbeit natürlich bestimmten Kriterien entsprechen. Die verwendete Literatur muss transparent und formal passend dargestellt werden, die zitierten und paraphrasierten Stellen als solche ausgewiesen sein, um keinen Plagiatsverdacht aufkommen zu lassen. Aber dazu später mehr.  

Tatsächlich neues Wissen schafft in der Regel die Forschung im Rahmen einer Doktorarbeit. Mit den akademischen Abschlüssen darunter gilt es, den erlernten Umgang mit wissenschaftlichen Methoden nachzuweisen – z.B. das Aufstellen und „Abarbeiten“ von Hypothesen. Und wer sich nach der Dissertation zur Habilitation berufen fühlt oder diese allgemeine Lehrbefugnis im Rahmen eines PhD-Studiums erlangt, hat ohnehin zu beweisen, dass er oder sie sich in der gewählten Disziplin uneingeschränkt bewegen kann.  

Umfassende Recherche als Vorleistung 

Bei der Themensuche für die Bachelor- oder Masterarbeit sollten die persönlichen Interessen berücksichtigt werden:  

  •  Was hat dich während der Studienzeit (bisher) am meisten begeistert?  

  • Welche wissenschaftlichen Methoden bereiten dir in der Anwendung besondere Freude?  

Dennoch gilt es zu beachten, ob in einem Bereich die Erkenntnislage bereits besonders hoch ist – und sich das Forschungsinteresse entsprechend rasch erschöpfen würde. Um eine bestimmte Betreuungsperson für ein Thema zu begeistern, ist auf deren wissenschaftliche Schwerpunkte zu achten. Die konkrete Themenfindung verlangt natürlich bereits eine umfassende Recherche dessen, was es in einem bestimmten Bereich schon gibt.   

Für viele Studierende attraktiv erscheint die Kooperation mit einem Unternehmen, dessen Tätigkeit von wissenschaftlichem Interesse ist, oder dessen Geschäftsentwicklung von den Forschungsergebnissen profitieren könnte. Auf dieser Basis ist eventuell ein Forschungs-Sponsoring möglich – und in der Folge vielleicht sogar ein Job auch über das Ausbildungsende hinaus.  

Wie tiefgehend sich die Zusammenarbeit einer Betreuungsperson gestalten kann, ist von mehreren Faktoren abhängig: Etwa von deren persönlichem Interesse an der Sache, und natürlich von den jeweiligen Ressourcen, die vielfach durch die Hochschule und das Zahlenverhältnis von Lehrenden zu Studierenden definiert werden.  

Alle Eckpunkte frühzeitig festlegen 

Am einfachsten zu definieren ist wohl die Deadline: Aus dem angestrebten Datum der Abschlussprüfung(en) ergibt sich meist auf Basis von rechtlichen Vorgaben bzw. Verordnungen der Hochschule ein Zeitpunkt, bis zu dem die wissenschaftliche Arbeit eingereicht werden muss. Deine persönliche Deadline sollte dementsprechend eine gewisse Zeit davor liegen: Um das Lektorat und alle Korrekturen, das allfällige Binden der Arbeit und natürlich die für die Prüfung nötige Verinnerlichung der eigenen Forschungsergebnisse zu gewährleisten.  

Nicht weniger wichtig als der Abgabetag ist es, einen „echten“ Starttermin festzulegen: Das ist nicht der Zeitpunkt, an dem du mit der Themenfindung oder mit der Literaturrecherche beginnst. Sondern jener Zeitpunkt, an dem die tatsächliche Forschungsarbeit samt der Verschriftlichung von Grundlagen, Hypothesen, Abläufen und Erkenntnissen startet.  

Unabhängig von der Art einer Forschung sollte die Text-Gliederung schon frühzeitig angegangen werden: Schreibe mögliche Kapitelüberschriften, ergänze sinnvoll mit Unterkapiteln. Weise „Pflichtliteratur“ so gut es geht bereits den entsprechenden Kapiteln zu, um auch dafür bereits eine Priorisierung zu bekommen, die dir die Arbeit erleichtert. Wenn Labortermine, qualitative Interviews oder sonstige Fixpunkte Teil deiner Forschung sind, und du dabei zwangsläufig von anderen Personen abhängig bist, kümmere dich frühzeitig um die Terminfindung. 

Planung, Planung, Planung 

Sodann geht es an die konkreten Aufgaben. Dafür zerlegst du dein Forschungsvorhaben und die Textarbeit in kleine, leicht zu erledigende Teile: Wann liest du welche Bücher – und bis zu welchem Tag musst du damit durch sein? Wann können einzelne Hypothesen in der dafür nötigen Versuchsanordnung überprüft werden – und was machst du, wenn sie nicht halten? Wann beginnst du mit dem Schreiben eines bestimmten Kapitels – und wieviel Zeit kannst du dir dafür nehmen? Daraus sollten sich schließlich täglich zu bewältigende To-dos ableiten lassen. Am Beginn jedes Arbeitstages steht somit die Überprüfung des aktuellen Standes – und die allfällig notwendige Anpassung des Zeitplans, ohne die Deadline zu gefährden. 

Apropos Gefährdung: Immer wieder stolpern (prominente) Absolventinnen und Absolventen Jahre nach ihrem Abschluss darüber, dass sie sich in jüngeren Jahren nicht gewissenhaft genug mit ihrer Forschung beschäftigt haben. Im Raum stehen dann schnell einmal Vorwürfe, man habe ein Plagiat fabriziert. Und mitunter geht es dann nicht mehr lange bis zur Aberkennung des akademischen Titels. Umso mehr, wenn ein Vorsatz – also eine betrügerische Absicht! – vermutet werden muss, oder sogar bewiesen wird. Denn es ist ganz klar: Wer wissenschaftlich arbeitet, muss korrektes Zitieren und die ordentliche Quellenangabe beherrschen.  

Prominente „Opfer“ 

An den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der sich zwischenzeitlich als Politiker natürlich rehabilitieren konnte, erinnert man sich nicht zuletzt auch aufgrund einer Plagiats-Affäre: Anfang 2011 gab es Vermutungen, dass Teile von Guttenbergs Doktorarbeit im Bereich der Rechtswissenschaften abgeschrieben seien. In der Folge meldeten sich weitere Stimmen zu Wort, die aus nicht genannten Quellen kopierte Textstellen in der Arbeit gefunden hätten.  

Via Crowdsourcing („GuttenPlag Wiki“) wurde die ganze Doktorarbeit analysiert, und es wurden zahlreiche plagiierte Stellen gefunden, wie es schließlich am 1. März 2011 hieß. Guttenberg legte damals alle politischen Funktionen für die CSU zurück, der akademische Titel wurde ihm aberkannt. Als weitere Prominente, die in eine Plagiats-Affäre verwickelt waren, sind Annette Schavan, damals CDU-Ministerin für Bildung und Forschung, sowie die SPD-Familienministerin Franziska Giffey zu erwähnen. Schavan hat auf einer ähnlichen Grundlage wie Guttenberg ihren Doktorgrad 2013 verloren. Im Februar 2019 wurde Giffey des unlauteren wissenschaftlichen Handelns beschuldigt. Der Fall wurde in den zwei Jahren seither aber noch nicht endgültig entschieden. 

In Österreich musste innerhalb kürzester Zeit nach Bekanntwerden der ersten Plagiatsvermutungen die Arbeitsministerin Christine Aschbacher ihren Hut nehmen. Trotzdem sie beteuerte, „nach bestem Wissen und Gewissen“ sowohl ihre Magisterarbeit als auch ihre Doktorarbeit erstellt zu haben, trat sie in der zweiten Jännerwoche 2021 zurück. Der Eindruck, den veröffentlichte Auszüge aus beiden Arbeit hinterließen, war verheerend: Es wimmelte in den betreffenden Textstellen vor grammatikalischer und inhaltlicher Fehler. Kritiker meinten, man habe den Eindruck, nicht einmal die (angebliche) Verfasserin der Arbeit könnte diese auch nur ein einziges Mal gelesen haben. Geschweige denn, dass diese Arbeit eines akademischen Titels würdig sei. 

Online-Unterstützung 

Völlig klar ist also, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handelt, wenn für wissenschaftliche Arbeiten verwendete Quellen unterschlagen werden. Natürlich können Fehler passieren – aber mit deren Häufung steht doch irgendwann auch ein Vorsatz im Raum. Um sicher zu gehen, dass man selbst kein Plagiat fabriziert, ist das Literaturverzeichnis gewissenhaft schon während der Recherche- und Schreibarbeit parallel zu erstellen. Und dort, wo zitiert und/oder paraphrasiert wird, ist dies entsprechend mit den passenden Quellenangaben sichtbar zu machen. Welche Zitierweise dabei verwendet wird – ob Fußnoten am Ende einer Seite oder Literaturquellen im Fließtext in Klammer – hängt weniger von persönlichen Vorlieben ab, als von den Vorgaben der jeweiligen Hochschule oder des Betreuers bzw. der Betreuerin. 

Die fertige Arbeit, idealer Weise aber auch schon einzelne fertige Arbeitsteile, sollten gründlich korrekturgelesen werden – von fachlich versierten Personen. Wer ganz sichergehen möchte, kann Texte mittels einer Software prüfen lassen. Google allein reicht dafür allerdings kaum mehr. Allerdings gibt es eine wachsende Zahl an einschlägigen Services, wie etwa PlagawareScribbr oder PlagScan. Diese sind meist aber nur in eingeschränktem Ausmaß kostenlos bzw. für einen definierten Testzeitraum. Relativ sicher ist, dass (größere) akademische Abschlussarbeiten spätestens nach der Abgabe bei der jeweiligen Hochschule auf ein Plagiat geprüft werden. Dafür gilt es, gerüstet zu sein – und seine Arbeit wirklich nach bestem Wissen und Gewissen zu erstellen. 

 

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