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Warum Studierende jobben (müssen)

Studieren als Hauptberuf: Das spielt es bei den wenigsten jungen Leuten. Selbst wenn im Hintergrund der Studentin, des Studenten ein sehr wohlhabendes Elternhaus steht.
Veröffentlicht am 01.11.2020

Berufliche Praxis – egal, ob direkt für die gewählte wissenschaftliche Disziplin, oder nicht – macht sich gut im Lebenslauf. Und beugt einem „Kulturschock“ vor, den man ansonsten nach drei, fünf oder auch mehr Jahren im Hochschulbetrieb erleben würde: Firmen, egal welcher Größe, funktionieren anders als ein Hörsaal und Lern- oder Projektgruppen.

Kaum ein Studium entlässt seine Absolventinnen und Absolventen außerdem als Expertinnen und Experten im angestrebten Job, nein: Bis zum Bachelor- oder Masterabschluss wird die Basis dafür gelegt, sich in einem Beruf(sfeld) zurecht zu finden. Um sich rasch einarbeiten zu können – unter hoffentlich freundlicher Anleitung der neuen Berufskolleginnen und -kollegen.

Nebenjobs: Unter tausend Euro im Monat
Ganz grundsätzlich könnte sich auch nur eine Minderheit der Studierenden in Deutschland leisten, überhaupt nicht neben dem Studium erwerbstätig zu sein. So informiert die jüngste Erhebung des Deutschen Studentenwerks zur sozialen Lage der Studierenden, die 2016 erstellt wurde: Allein wohnende bzw. wirtschaftende, nicht verheiratete Vollzeit-Studierende im Bachelor- oder Master-Studium verfügen „durchschnittlich über 918 Euro im Monat“. In den vier Jahren seit der vorhergehenden Erhebung aus 2012 war dies bis dato eine Steigerung um 76 Euro gewesen. Ob eine ähnliche Steigerung seither wieder angenommen werden darf, ist allerdings fraglich. Nicht zuletzt aufgrund der vergangenen Monate, in denen die Corona-Krise der Wirtschaft ganz allgemein – und damit einer Vielzahl an Menschen in Deutschland – einen ordentlichen Dämpfer verpasst hat.

In der Vorlesungszeit während des Sommersemesters 2016 hatten mehr als zwei Drittel der Studierenden an den deutschen Universitäten, nämlich 68 Prozent, einen Nebenjob. Dieser Anteil hatte sich seit 2012 um sechs Prozent erhöht. Bei den Fachhochschulen sieht es ähnlich aus: Es gab eine Steigerung um einen Prozentpunkt auf insgesamt 65 Prozent. „Studentinnen arbeiten insgesamt anteilig häufiger als Studenten (70 vs. 66 Prozent)“, heißt es in der Studie. Eine Tatsache, die sich ab dem 30. Lebensjahr umkehrt, „was unter anderem mit Prozessen der Familiengründung zusammenhängt“.

Absicherung und Vernetzung als wichtige Motive
Die Gründe für eine Erwerbstätigkeit neben dem Studium definiert das Studentenwerk, das für seine Erhebung auf die Arbeit des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung setzte, als „vielfältig“: 72 Prozent der Studierenden möchten sich „etwas mehr leisten“ können, 62 Prozent erhoffen sich mehr „Unabhängigkeit von den Eltern“. Weit über die Hälfte (59 Prozent) der Studierenden ist demnach aber auch tatsächlich „auf eigenen Verdienst zur Bestreitung des Lebensunterhaltes angewiesen“. Dabei kommt bei 53 Prozent allerdings durchaus auch das Streben nach praktischer Erfahrung als Motivation zum Zug. Etwas mehr als ein Drittel ist auf die Vernetzung und „Kontakte für eine spätere Beschäftigung“ aus. Ein gutes Fünftel (21 Prozent) „möchte sich mit Nebenjobs absichern und/oder hofft, sich dadurch Beschäftigungschancen unabhängig vom Studienabschluss sichern zu können“.

 

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