You are here

Startups als Job-Option

Die Startup-Szene, wie wir sie medial vermittelt bekommen, steht für Innovation, Spaß an der Arbeit und einen großen Leistungswillen. Als Arbeitgeber bieten Startups ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinhin eine steile Lernkurve. Die Unternehmensgründung kann aber auch für Studierende eine echte Option sein.
Veröffentlicht am 30.04.2021

Ganz grundsätzlich unterscheidet sich ein Bewerbungsverfahren für ein Startup nicht von dem anderer Unternehmen: Gewisse Standards haben sich bewährt. Das betrifft sowohl die geforderten Unterlagen als auch die einzelnen Phasen bzw. Abläufe. Startups sind möglicherweise aber im Vorteil, was die Geschwindigkeit der internen Entscheidungen angeht. Als rekrutierender Arbeitgeber kann man es seinen Bewerberinnen und Bewerbern etwas einfacher machen, indem zum Beispiel schon im telefonischen Vorgespräch bzw. per E-Mail das Du-Wort angeboten oder auf den eher legeren Business-Code hingewiesen wird. Und das ist eben im kleineren, jüngeren Umfeld tendenziell eher der Fall. 

Unbestritten ist wohl, dass ein übermittelter Lebenslauf im Rahmen des Bewerbungsverfahrens auf dem aktuellsten Stand sein muss. Der jeweilige Aus- und Weiterbildungsweg, bisherigen Tätigkeiten – soweit für die angestrebte Stelle relevant – sowie allfällige weitere nützliche Fähigkeiten sollten rasch überschaubar sein. Aus dem Motivationsschreiben sollte hervorgehen, warum das Unternehmen, bei dem man sich bewirbt, für einen selbst die optimale Wahl wäre. Bereits im Vorfeld sollten gewisse Kenntnisse erworben werden: Wie lange gibt es das Unternehmen schon, von wem wurde es gegründet und in welchen Branchen ist es tätig? Was sind die wichtigsten Services und Produkte? Wer sind die Führungskräfte bzw. Gründer? Welche (bekannten) Kunden werden auf der Website angeführt?  

Kurze Wege zum Erfolg 

Wer für die ausgeschriebene Stelle in Frage kommen, wird mit höherer Wahrscheinlichkeit beim kleinen Startup zum Zug kommen, als beim Weltkonzern. Das erklärt sich einfach aus der Statistik, weil ein bekannter Weltkonzern schon allein mehr Bewerberinnen und Bewerber berücksichtigen muss.  

Andererseits dauern dort auch Entscheidungen einfach länger: Während deine Bewerbung beim Startup vielleicht direkt im Mail-Postfach einer Gründerin landet, gilt es beim Großunternehmen zuerst einige Instanzen zu durchlaufen. So können auf der einen Seite schon einmal Wochen vergehen, bis es zum persönlichen Erstkontakt kommt, während andererseits dann vielleicht bereits die Probezeit durchlaufen wäre. 

Formale Kriterien sind wohl ebenfalls beim Großkonzern wichtiger als in der Startup-Szene. Natürlich erleichtern es Tatsachen wie vorhandene Bildungsabschlüsse, eine erste Vorauswahl der Kandidatinnen und Kandidaten zu treffen. Allerdings sagen sie nicht zwingend etwas über die persönliche Eignung für bestimmte Aufgaben aus.  

Innovation & Disruption 

Schon frühzeitig sollte bedacht werden, dass die Unternehmenskultur in einem Startup auch im Arbeitsalltag einen Unterschied macht. Für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger bieten sich die meist kleinen Teams aufgrund der steilen Lernkurve samt übertragender Verantwortung an, um rasch ihren beruflichen Erfahrungsschatz anwachsen zu lassen.  

Bei näherer Betrachtung zeichnet sich ein Startup unter anderem dadurch aus, dass es tendenziell um den Einsatz oder die Entwicklung besonders innovativer Technologien geht. Gründerinnen und Gründer haben meist den Anspruch, echte Disruption zu schaffen, um die Gesellschaft als Gesamtes nach vorne zu bringen. 

Dabei ist klar: Auch im Startup haben die Arbeitsbedingungen gesetzlichen Standards zu entsprechen. Das umfasst etwa den Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerschutz, aber auch die geltenden Tarifgehälter, die nicht unterboten werden dürfen. Den täglichen Unterschied macht aber oft die Unternehmenskultur: Startups beginnen oft als kleines, überschaubares Team – ein paar Mitarbeitende, die sich um die Gründer scharen. Und gemeinsam mit diesen die Strukturen ausbauen, den Kundenstock wachsen lassen. 

Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit läuft darum auch einiges lockerer ab, als in einem Großbetrieb. Zu erwarten ist, dass das Verhältnis zueinander im Arbeitsalltag mehr oder weniger freundschaftlich ist, die Entscheidungswege kurz sind.  

Weitreichende Erfahrung vs. Top-Gehalt  

Oft begeistern Startups durch die steile Lernkurve, die gerade Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern geboten wird. Wenn es in einem Bereich der Firma richtig „abgeht“, packen eben auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen mit an – und lernen dabei. Selbst wenn „anpacken“ mitunter „verpacken“ heißt, sprich: Wenn man vermeintlich „niedrigeren“ Tätigkeiten zugeteilt wird, und plötzlich im Lager Pakete für Kunden schnürt, anstatt die Marketing-Strategie weiter auszubauen. Umgekehrt wird man aber auch zu „höheren“ Aufgaben zugezogen, wenn diese unerwartet anstehen und es keine großen Personalressourcen dafür gibt: So wächst der berufliche Erfahrungsschatz deutlich rascher als in anderen Betrieben. 

Wer für ein Startup arbeitet, tut das auch nicht in erster Linie fürs Geld, wie anzunehmen ist. Eine Entlohnung „über Tarif“ wird mit höherer Wahrscheinlichkeit bei etablierten, größeren Unternehmen drin sein. Aber gerade für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger gilt es aus Sicht eines Großunternehmens erst einmal zu beweisen, was jemand kann. 

Um selbst als Startup-Gründerin oder -Gründer aktiv zu werden, dafür ist man kaum je zu alt oder zu jung. Die Business-Idee, mit der man sein Glück versucht, sollte freilich möglichst innovativ sein – und in relativer Kürze erklärbar: im so genannten „Elevator-Pitch“. Also während einer durchschnittlich langen Fahrt im Aufzug, in dem man potentiellen Investoren begegnet.  

„Anschub-Finanzierung“ durch die Hochschule oder Stipendien 

Idealerweise findet für ein Erfolgs-Business sogar ein geeignetes zusammen. Immerhin sind mehrere Köpfe zusammen einfach kreativer – und decken einfach einen breiteren Kompetenzbereich ab. Denn wer eine begnadete Programmiererin ist, muss nicht gleichzeitig ein guter Verkäufer sein. Und wer ein Handwerk gut genug beherrscht, um einen Prototyp zu basteln, hat vielleicht nicht gleichzeitig das Wissen, wie man dessen Massenproduktion organisiert. Außerdem: Im Krankheitsfall ist es ganz besonders beim Aufbau eines Unternehmens wichtig, auf eine Vertretung verweisen zu können.  

Was die (Anschub-) Finanzierung betrifft, sollten sich Studierende frühzeitig informieren, ob vielleicht die Hochschule Unterstützung für den Business-Erfolg bieten kann. Gibt es ein „Gründerzentrum“, über das Leistungen wie ein Business-Coaching bezogen werden können? Oder handelt es sich beim eigenen Prototyp gar um eine technische Innovation, die im Rahmen der universitären Forschung entstanden ist? Dann könnte eine finanzielle Beteiligung der Forschungsstätte sinnvoll sein. 

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, Förderungen der öffentliche Hand zu beanspruchen. Viele Bundesländer haben entsprechende Programme laufen. Aber auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Dessen „EXIST-Gründerstipendium“ zielt auf gründungsinteressierte Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ab.  

 

Photo by Burst on Unsplash

Photo by Ante Hamersmit on Unsplash