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Nur einen Mausklick entfernt

Es war nie leichter als in unserer Zeit, sich ein großes und hilfreiches Netzwerk aufzubauen. Dank Internet und Social Media kann man damit schon in Jugendtagen beginnen.
Veröffentlicht am 05.10.2020

Auch wenn sich die Zeiten ändern, bleibt die Tatsache derweil bestehen: Nach Dienstschluss sind es tendenziell eher die männlichen Bürogenossen als die weiblichen Kolleginnen, die sich noch (regelmäßig) auf einen Drink treffen. Während Frauen überproportional viel öfter mit der Kinderbetreuung beschäftigt sind und den Nachwuchs nach ihrer bezahlten Arbeit aus der Tagesbetreuung im Kindergarten oder in der Schule holen, können sich Männer auch mal einen Abend aus dem „Familienspiel“ nehmen. Umgelegt auf die Gesamtgesellschaft hat dieser Zustand große Auswirkungen: Nur allzu oft werden bei solchen Gelegenheiten außerhalb des „steifen“ Geschäftsbetriebst neue Projekte besprochen, Aufgaben verteilt, Führungspositionen zugesagt und Strategieänderungen angedacht. Es ist ein Karriere-Turbo, der vor allem die Entwicklung von Männerkarrieren beschleunigt.

Es gibt keinen Ausschlussgrund mehr

Wenngleich die klassischen „Männerbünde“, die in Studentenverbindungen oder auch Militärkreisen wurzeln, nicht mehr so mächtig sind wie noch vor wenigen Jahrzehnten, ist „das Netzwerken“ eine Kunst, die v.a. Männern zugeschrieben wird. In den vergangenen Jahren sind zwar immer wieder „Real life-Frauenzirkel“ gegründet worden. Einen Demokratisierungsschub hinsichtlich der Vernetzungsmöglichkeiten haben aber in erster Linie das Internet und die Verbreitung sozialer Medien in den vergangenen 15 Jahren gebracht: Twitter und Facebook, Instagram oder auch Messenger-Dienste wie Whatsapp und Telegram ermöglichen die Diskussion zu öffentlichen Beiträgen und in geschlossenen Gruppen. „Real life“-Zusammentreffen aufgrund gemeinsamer Interessen sind längst keine Ausnahme mehr, und der zeit- sowie ortsunabhängige Zugang sorgt dafür, dass Betreuungspflichten kein grundsätzlicher Ausschlussgrund mehr sind.

Besonders interessant sind dabei zwei Entwicklungen: Einerseits ist es mittlerweile für viele Menschen völlig ok, sich (rein) berufliche Kontakte in die Facebook-Freundesliste zu holen. Oder Geschäftspartnerinnen und -partnern auf Twitter und Instagram zu folgen, wo v.a. der (politische) Meinungsaustausch bzw. die Präsentation von (privaten) Interessen im Mittelpunkt steht. Andererseits professionalisiert sich der Kontakt zwischen Menschen, die sich bereits seit Jugendtagen, aus der Schulzeit kennen bzw. über Facebook oder Instagram vernetzt sind: Die treffen sich nach und nach wieder auf LinkedIn oder auch XING, tauschen sich über die jeweilige berufliche Entwicklung aus, teilen Stellenanzeigen aus dem eigenen Tätigkeitsbereich und sprechen bei anderen Menschen aus ihren Netzwerken Empfehlungen für ihre langjährigen Bekannten aus.

Ich helfe dir, du hilfst mir

Networking ist, das kann man auf dieser Basis feststellen, um einiges leichter geworden – und läuft für viele Menschen heute einfach nebenbei. Gerade bei XING und LinkedIn lässt sich auch gezielt nach Expertinnen und Experten suchen, die im selben Praxisfeld tätig sind wie man selbst. Oder in einer ganz anderen Branche, in die man vielleicht wechseln möchte, oder in der man die Möglichkeit zu vielversprechenden Kooperationen ortet. Je länger ein Netzwerkkontakt besteht, desto mehr gemeinsame Vergangenheit hat man – und sei es nur die Erinnerung an das gemeinsame Diskutieren bedeutender Themen. Gemeinsamkeiten verbinden aber, und die spätere Kontaktaufnahme wird leichter. Wenn man ein konkretes Anliegen hat, liegt die Hürde tief, jemandem dazu einen kurze Nachricht zu schreiben: Können wir uns demnächst treffen? Haben Sie eine Meinung dazu? Kannst du mich deinem Chef empfehlen?

Die Frage lautet im Jahr 2020 nicht, ob oder wie man netzwerkt – sondern wie viel und wie authentisch. Ob während der Schul- und Studienzeit, im Job, auf derselben Karrierestufe oder über die hierarchischen Ebenen im multinationalen Großkonzern hinweg: Der Kontakt, den man braucht – und dem man selbst weiterhelfen kann – ist nie weiter als einen Klick entfernt.

 

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Photo by Ali Yahya on Unsplash