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Chance und Risiko des „Homeoffice“

Wenn es darum geht, im Homeoffice bzw. „remote“ zu arbeiten, stellt sich immer wieder die Vertrauensfrage: Machen Mitarbeitende das, wofür sie bezahlt werden, wenn man sie nicht beobachten kann?
Veröffentlicht am 19.03.2020

Ganz klar: Es braucht Vertrauen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erlauben, Teile ihrer Arbeit (regelmäßig) von daheim aus zu erledigen. Einen Rechtsanspruch der Arbeitnehmer gibt es nicht, wenngleich ein solcher schon diskutiert wurde. Untersuchungen zeigen aber, dass die Vorteile die Risiken überwiegen.

Für manche Arbeiten scheint es fast logisch zu sein, diese (auch) in den eigenen vier Wänden erledigen zu können: Wenn nicht mehr als eine stabile Internetverbindung, ein Laptop und ein Telefon nötig ist – warum sollte man seine Mitarbeiter davon abhalten, es zu versuchen? Immerhin gibt es sogar einen seit Jahren stärker werdenden Trend zum „digitalen Nomadismus“. Der wird freilich v.a. von selbständigen Kreativen gelebt – allerdings durchaus erfolgreich.

Eine zusätzliche Motivation

Auf der Habenseite fürs Teleworking steht jedenfalls schon mal die Produktivität. Tatsächlich haben in einer schweizerischen Studie die beiden Forscher Michael Beckmann und Kira Rupietta belegt, dass diese abseits vom Tumult im Büro tatsächlich höher sei. Das lasse sich daraus erklären, dass die gefühlt ebenfalls höhere Autonomie, die man im Homeoffice hat, ein zusätzlicher Motivationsfaktor ist.

Zusätzlich sinkt die Menge der Ablenkungen und Unterbrechungen, denen man im Laufe eines durchschnittlichen Arbeitstages ansonsten ausgesetzt ist: Kollegen und Vorgesetzte, die ins Zimmer kommen, um Informationen zu erfragen oder gemeinsam auf einen Kaffee zu gehen. Festnetztelefone, die man nicht auf lautlos stellen kann (oder darf).  Man fällt weniger oft aus der Konzentration raus, was die tatsächlich relevante Arbeitszeit verlängert. Nicht zuletzt verbessert sich, so die Studienautoren, die Work-Life-Balance des Einzelnen. Unter anderem, weil Haushaltsaufgaben – wie Wäsche waschen, Vorkochen oder den Geschirrspüler ausräumen – in kurzen Pausen während des Tages erledigt werden, anstatt abends auf einen zu warten (und dann liegen zu bleiben).

Chance vs. Risiko

Dennoch: Das Risiko, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Tätigkeit außerhalb des gewohnten Kontrollbereichs als Freibrief sehen, um den Arbeitgeber zu hintergehen, besteht natürlich immer. Wer aber ständig hinter dem erwarteten Leistungspensum zurückbleibt, wird seinen Job wohl weder im Büro noch im Homeoffice allzu lange behalten. Bedeutender ist dann wohl die Gefahr, sich als „Teleworker“ isoliert zu fühlen: Eine Rückmeldung, die sich auch in der Beckmann/Rupietta-Untersuchung wiederfindet.

Ob es nun irgendwann ein Recht auf das Homeoffice geben wird, wie es etwa die SPD in der Vergangenheit propagierte, bleibt offen. Als modernes Unternehmen lohnt es sich aber, das Konzept zu erproben und aus dem Erleben der Belegschaft – und deren Leistung – eigene Schlüsse zu ziehen.

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