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Von Praktikantinnen und Trainees

Im Idealfall öffnet ein Praktikum die Tür zu einer Festanstellung. Gegen Ausbeutung solltest du dich aber selbstbewusst wehren. Und gegebenenfalls weiterziehen.
Veröffentlicht am 12.08.2019
Praktikant schüttelt Hand Business Knigge

Ein Praktikum oder eine Trainee-Stelle geben umfassenden Einblick in ein Berufsbild. Im Idealfall öffnen sie dir sogar die Tür zu einem festen Angestelltenverhältnis. Gegen Ausbeutung solltest du dich aber selbstbewusst wehren. Und gegebenenfalls weiterziehen.

 

Wir kennen sie alle, die Erzählung von der „Generation Praktikum“. Es ist eine Art Sequel zu Douglas Couplands „Generation X“, welche Mitte der 90er durch das gleichnamige Buch des kanadischen Autors für Aufmerksamkeit sorgte: Damals war es die romanhafte Schilderung des Lebens junger Amerikaner, die sich mit kurzfristigen, schlecht bezahlten Tätigkeiten über Wasser hielten – so genannten „McJobs“.

 

Heute sind es junge Menschen rund um den Globus, die sich von Praktikum zu Praktikum bewegen. Oft jahrelang, meist schlecht bezahlt. Und stets in der Hoffnung, dass das immer wieder gehörte Versprechen eines ordentlichen Arbeitsvertrags irgendwann von einem der Arbeitgeber auch gehalten wird. Die Unterschiede der Generationsbeschreibungen sind für viele Beobachter marginal, der Übergang stellt sich für Betroffene mitunter nahtlos dar.

 

Echter Bedarf, echte Entlohnung

Nun soll an dieser Stelle natürlich nicht das klassenkämpferische Bild gezeichnet werden, wonach Arbeitnehmer stets von Ausbeutung durch ihre Arbeitgeber bedroht wären. Wenn du nach dem Studienabschluss über Wochen ein Praktikum oder sogar mehrere Praktika absolvierst bzw. dich als Trainee vielleicht sogar mehrere Monate in einem Betrieb umfassend bewiesen hast, dann wird einem ernsthaft an dir interessierten Arbeitgeber auch klar sein: Hier muss ich ein Angebot machen – oder zumindest weiterhelfen.

 

Natürlich wird es nicht in jedem Fall möglich sein, dir als Praktikantin bzw. als Praktikant eine unbefristete Anstellung zu offerieren. Andernfalls sollte jedoch klar sein: Echter Bedarf an deiner Arbeitskraft muss auch wertschätzend entlohnt werden. Aus einem Praktikum sollte nicht eine Praktikums-Kette werden. Und insbesondere, wenn du bereits dieselben Aufgaben erledigst wie deine Kolleginnen und Kollegen, ist eigentlich klar: Du bist erfolgreich über die Praktikanten-Ebene hinausgewachsen.

 

Abgang auf Zeit

Sollte nun der Arbeitgeber, bei dem du gelernt hast, dir keinen entsprechenden Rahmen für die Zukunft bieten können, so darfst du dich guten Gewissens weiter am Markt umsehen. Ist dir dein bisheriger Vorgesetzter wohlgesonnen, wird er deiner Bitte nach Empfehlungen in seinem Netzwerk bzw. nach einem umfassenden und wohlwollend formulierten Praktikumszeugnis gerne nachkommen.

 

Der Argumentation, wonach du wie jeder Arbeitnehmer bestimmte Fixkosten zu bewältigen hast, wird sich kein Arbeitgeber entziehen können. Ebenso wenig wie deiner Idee, in Zukunft vielleicht wieder zurück kehren zu können: Wenn du dich nachhaltig als Profi in deinem Tätigkeitsbereich bewiesen hast und es die Personalplanung deines Gegenübers (endlich) zulässt.