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Hat das Foto im Lebenslauf bald ausgedient?

Während Bilder in vielen alltäglichen Bereichen unseres Lebens bzw. unserer Kommunikation weiter an Bedeutung gewinnen, stellt sich ausgerechnet bei der Jobsuche die Frage: Ist es noch zeitgemäß, bei Bewerbungen auf Fotoeindrücke zu setzen?
Veröffentlicht am 11.03.2020
Sind Bewerbungsfotos noch zeitgemäß?

Wenn wir die Zusage für unseren Traumjob bekommen, dann möchten wir annehmen können, die bestmögliche Wahl dafür zu sein. Idealer Weise haben wir das Gegenüber im Bewerbungsgespräch durch unsere fachliche Kompetenz, unsere Berufserfahrung und erfolgreich abgeschlossene Projekte überzeugt. Und natürlich durch unsere Persönlichkeit: Weil wir der oder die neue Lieblings-Kollegin sein werden.

Tatsächlich ist aber naheliegend, dass noch andere Faktoren bei der Entscheidung für (oder auch gegen!) uns eine Rolle gespielt haben. Und zwar schon zu einem deutlichen früheren Zeitpunkt: Spätestens, als die für das Bewerbungsverfahren zuständige Ansprechperson nämlich die Datei mit dem Lebenslauf geöffnet hat.

Pro Bewerbungsfoto: ein erster Eindruck

Sicherlich hast auch du dir bereits intensiv Gedanken darüber gemacht, bevor du jemals ein Bewerbungsschreiben verfasst hast: Soll das Bild von einem Profi gemacht werden (im Idealfall!) oder reicht das nette Strandfoto aus dem Sommerurlaub (bitte nicht!)? Genauso wirft auch die Gegenseite einen intensiven Blick auf dieses Bild – und gerade hierbei spielt das Unterbewusstsein eine starke Rolle.
Aus diesem Grund ist zum Beispiel in den USA das Bewerbungsfoto alles andere als üblich: Um die Integrität der entscheidenden Person(en) nicht zu untergraben. Es soll jeglicher Benachteiligung – aber auch Bevorzugung – von Bewerbenden aufgrund ihres Geschlechts, der Hautfarbe, des Alters oder einer jeweils individuell zugestandenen Attraktivität vorgebeugt werden.

Contra Bewerbungsfoto: ein rein subjektiver Eindruck

Man kann das Ganze natürlich noch weiterdenken: So geben auch der Name sowie der Zeitpunkt und Ort der Geburt die Möglichkeit auf Rückschlüsse – die freilich nicht richtig sein müssen. Aber genau darum geht es eben: Der Mensch ist im Grunde kaum zu tatsächlicher Objektivität fähig. Weshalb auch der unvoreingenommene Vergleich von Bewerberinnen und Bewerbern praktisch nicht möglich ist.

Dies zu Ende denkend, müsste man allerdings noch von der Berücksichtigung weiterer Informationen absehen: So kann auch die Angabe des Abschlussjahrs einer Berufs- oder Hochschulausbildung dazu verleiten, auf das Alter des oder der Bewerbenden zu schließen. Bestimmte Ausbildungsstätten haben zudem einen besseren oder schlechteren Ruf und lassen vielleicht einen bestimmten sozialen Hintergrund vermuten.

In diesem Sinn wäre wohl anzustreben, sich mit dem Allernötigsten zu begnügen – den Informationen zu rein fachlichen Kriterien: Was hat jemand gelernt (aber nicht: wo und wann), wie lange war jemand in einem bestimmten Beruf tätig (aber nicht: für wen und an welchen Orten). Tatsächlich ließe wohl auch die Angabe des gewünschten Gehalts – da wahrscheinlich am bisherigen Salär angelehnt – Rückschlüsse auf das Alter, möglicherweise auch auf das Geschlecht zu. Wobei auch hier egal ist, ob diese Annahmen überhaupt korrekt sind: Es findet bereits eine unbewusste Selbstbeeinflussung statt.

Der bewusste Versuch von Objektivität

Wie also damit umgehen? Soll die Gesellschaft gänzlich anonymisierte Bewerbungsverfahren anstreben? Aktuell ist festzuhalten, dass die Übermittlung eines umfassenden Lebenslaufs samt Bewerbungsfoto in unseren Breiten einfach (noch) das Übliche ist. Mit der steigenden Internationalisierung von Ausschreibungen und der durchaus noch wachsenden Mobilität der Menschen wird aber wohl auch in dieser Hinsicht eine Veränderung einher gehen. Bis dahin ist es zumindest hilfreich, dass sich Rekrutierende immer wieder die Existenz eines Unterbewusstseins in Erinnerung rufen. Und eine möglichst objektive Personalentscheidung zumindest anstreben.  

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