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Steile Lernkurve: Arbeiten im Startup

Die Unternehmenskultur in einem Startup unterscheidet sich recht deutlich von der in einem Großkonzern. Für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger bieten sich die meist kleinen Teams aufgrund der steilen Lernkurve samt übertragender Verantwortung an, um rasch ihren beruflichen Erfahrungsschatz anwachsen zu lassen.
Veröffentlicht am 11.04.2021

Ein Startup, das ist einmal ganz grundsätzlich eine Firma wie jede andere. Zumindest in dem Sinn, dass sich Menschen zusammenschließen, um ein Produkt oder Service zu entwickeln bzw. für die Masse zu produzieren. Und irgendwann auch weitere Menschen einzubinden, die ihnen bei der Verwirklichung des Business-Plans und beim Wachsen des Unternehmens als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behilflich sind.  

Wenn man etwas genauer hinschaut, zeichnet sich ein Startup natürlich auch noch dadurch aus, dass es tendenziell um den Einsatz oder die Entwicklung neuer Technologien geht. Und dass diese bis zu einem gewissen Grad als disruptiv definiert werden können, sprich: Startup-Gründerinnen und -Gründer haben oft den Anspruch, wirkliche Neuerungen zu schaffen, um die Gesellschaft – oder zumindest die Branche, in der sie tätig sind – einen Schritt nach vorne zu bewegen.  

Kurze Entscheidungswege 

Die Arbeitsbedingungen in einem Startup müssen natürlich genauso den gesetzlichen Standards entsprechen, wie bei jedem anderen Unternehmen. Das heißt: In Bezug auf den Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerschutz sowie zum Beispiel die Tarifgehälter gelten dieselben Auflagen wie für einen lange etablierten Großkonzern. Den täglichen Unterschied macht aber oft die Unternehmenskultur: Startups beginnen oft als kleines, überschaubares Team – ein paar Mitarbeitende, die sich um die Gründer scharen. Und gemeinsam mit diesen die Strukturen ausbauen, den Kundenstock wachsen lassen. 

Das bedeutet, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit vieles lockerer abläuft, als in einem Großbetrieb. Dass das Verhältnis zueinander im Arbeitsalltag mehr oder weniger freundschaftlich ist. Und die Entscheidungswege kurz. Während gerade Letzteres im Gegensatz zu anderen Firmen aus Mitarbeitersicht eine Entlastung sein kann, besteht natürlich die Gefahr, dass die Arbeitslast in einem Startup sehr rasch steigt, wenn sich das Geschäft gut entwickelt. Sich füllende Auftragsbücher und wachsende Umsätze bedeuten aber nicht, dass sofort genügend Geld da ist, um das Mitarbeiterteam zu erweitern.  

Anpacker-Mentalität 

Andererseits darf angenommen werden, dass in einer Startup-Struktur die Lernkurve für alle Beteiligten meist recht steil ist. Denn oft ist man nicht nur für den eigenen Fachbereich zuständig. Wenn es in einem Bereich der Firma richtig „abgeht“, packen eben auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen mit an. Selbst wenn „anpacken“ mitunter „verpacken“ heißt, sprich: Wenn man vermeintlich „niedrigeren“ Tätigkeiten zugeteilt wird, und plötzlich im Lager Pakete für Kunden schnürt, anstatt die Marketing-Strategie weiter auszubauen. Wobei so ein „Anpacker“-Teamfoto für Facebook und Co. durchaus der Image-Bildung dienen kann. Umgekehrt wird man aber auch zu „höheren“ Aufgaben zugezogen, wenn diese unerwartet anstehen und es keine großen Personalressourcen dafür gibt: So wächst der berufliche Erfahrungsschatz deutlich rascher als in anderen Betrieben. 

Unterm Strich kann man wohl sagen: Wer für ein Startup arbeitet, tut das nicht in erster Linie fürs Geld. Denn ein Unternehmen, das am Anfang steht, wird eher keine großen Rücklagen haben, um gegenüber neuen Mitarbeitenden mit dem Gehalt „in Vorleistung“ zu gehen. Eine Entlohnung „über Tarif“ wird mit höherer Wahrscheinlichkeit bei etablierten, größeren Unternehmen drin sein. Aber gerade für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger ist das keineswegs sicher. Für sie heißt es aus Unternehmenssicht, sich erst einmal zu beweisen; sich die Gehaltserhöhung(en) zu verdienen.  

Insofern heißt es für Jobsuchende wohl abzuwägen: Will ich die (relative) Sicherheit eines etablierten Unternehmens, oder bin ich offen für den abwechslungsreichen, vielleicht noch nicht letztgültig durchgeplanten Arbeitsalltag in einem jungen, aufstrebenden Startup? 

 

Photo by Mika Baumeister on Unsplash

Photo by Daria Nepriakhina on Unsplash